Sonntag, 1. März 2015

Die Boat-People der Karibik!

Die ruhigen karibischen Gewässer locken viele Segler an, dies war uns bewusst. Weniger klar war uns aber die Tatsache, wie viele dieser Boat-People nicht Ferien, sondern ihr Leben auf dem Wasser verbringen - oder zumindest ausgedehnte Teile davon. Wir wohnen in einer schönen Bucht nahe der zweit grössten Stadt von Dominica (Portsmouth). Täglich ankern neue Segelschiffe vor unserer Haustüre und die "Besatzung" setzt mit Schlauchbooten zum Stand über, um mal wieder festen Boden unter den Füssen zu haben, zu Fuss zum nächsten Laden zum Einkaufen zu gehen oder Reparaturen in Angriff zu nehmen. Und gegen einen frischen Fisch stellen wir natürlich gerne unsere Dusche zur Verfügung (auch ohne Fisch). Für einmal haben hier alle Zeit zum Reden, zum Sein, zum Austauschen von Erfahrungen und speziellen Orten, die man unbedingt besuchen sollte; Entschleunigung ist hier keine Vision sondern Realität.
Wir erfahren unglaublich spannende, erfrischende, abenteuerliche und inspirierende Geschichten. Das Hier und Jetzt steht im Fokus, die Zukunft wird oftmals erstaunlich wenig bedacht. Viele Boat-People sind teilweise seit Jahren unterwegs und haben sich kein Zeitlimit gesetzt. Wenn es sich dann noch um europäische Familien mit kleinen Kindern handelt, gibt es für uns "biedere" Schweizer sicherlich Fragezeichen, in erster Linie bezüglich der Ausbildung und auch dem Ausleben des natürlichen Bewegungsdrangs der kleinen Segler ...
Fasziniert hat uns zum Beispiel die Geschichte von Joe, einem Schotten, der illegal in den USA arbeitete, in einem Wohnwagen hauste und dem bald eine Abschiebung drohte. Ein Bekannter riet ihm, ein Boot zu kaufen, da man auf dem Wasser als "Fahrender" weniger kontrolliert würde. Joe war vorher noch nie auf einem Boot. Zwei Wochen später und frisch verliebt ins neue Zuhause  setzte er, nach wie vor ohne jegliche Segelerfahrung, allein nach Europa über. Dort lernte er auf einer winzigen griechischen Insel seine Partnerin kennen - mittlerweile schippern die beiden seit 14 Jahren über die Weltmeere... auf meine Frage wie er das ohne Wissen und Können anpackte sagte er trocken: "I was very scared but these days you've got GPS and all that stuff so it's really no rocket science". Über die Finanzen (die es für ein solches Leben, egal wie sparsam es ist, auch braucht) spricht man eher wenig, zumindest das ist unserer Kultur ähnlich.
Die Begegnungen sind auf alle Fälle in jeder Hinsicht eine weitere Bereicherung unserer Auszeit. Wir freuen uns auf all die weiteren Boote welche sicher schon bald am Horizont auftauchen werden.

Eines der vor uns ankernden Boote gestern beim Sunset

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